18. Mär 2022
Erster GLKN-weiter Qualifizierungskurs für ehrenamtliche Seelsorge feiert Abschluss
(Landkreis Konstanz). Sie verschenken ihre Zeit: Die ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorger, die an den Kliniken des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz (GLKN) tätig sind. Was im Klinikum Singen seit 2009 fest etabliert ist, gibt es nun erstmals auch verbundweit. Der erste GLKN-weite Qualifizierungskurs „Zeit schenken“ ist zu Ende gegangen und 14 Frauen und Männer aus dem ganzen Landkreis haben daran teilgenommen. Sie bilden nun eine lebendige Gemeinschaft, die in den Kliniken Singen, Radolfzell und Konstanz Patienten besuchen und ihnen Zuwendung und Gehör schenken. Im oft hektischen Klinikalltag, wo es vor allem an Zeit mangelt, ein Angebot von unschätzbarem Wert.
Der rund einjährige Qualifizierungskurs, der im Januar 2020 startete und nun im Kloster Hegne mit der Überreichung der Abschlusszertifikate zu Ende ging, wurde gemeinsam von den evangelischen und katholischen Klinikseelsorgern an den Kliniken Singen, Radolfzell und Konstanz in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Seelsorge, Heidelberg angeboten und geleitet. Der Kurs vermittelte auf der Basis eines umfangreichen und methodisch fundierten Konzeptes theologische, psychologische und pädagogische Grundlagen. Die Ausbildung beinhaltete Studientage und Kursabende mit insgesamt 110 Unterrichtseinheiten. Dazu kommen für jeden Absolventen das Vor- und Nachbereiten der Kurseinheiten und das Selbststudium. Ein anspruchsvolles Programm also. Erschwert wurde das Kursgeschehen durch Corona, so dass viele Unterrichtseinheiten in 2021 nur digital stattfinden konnten. Deswegen schließt sich noch bis Dezember 2022 eine Vertiefungsphase begleitend zu den Einsätzen in den Kliniken an.
Im Kurs haben die Teilnehmer gelernt, achtsam mit sich selbst und mit anderen Menschen umzugehen. Erlernt und erweitert wurden die Kompetenzen im Bereich Gesprächsführung und Kommunikation. Mit ein Fokus sind auch Fragen und Erfahrungen, die den persönlichen Glauben betreffen: Was trägt mich in meinem Glauben und im Leben? Wie gehe ich mit Glaubenszweifeln um? Was stärkt und tröstet mich?
Die neuen ehrenamtlichen SeelsorgerInnen arbeiten in den Kliniken im Besuchsdienst, im Kommunionhelferdienst und in den Rufdiensten mit. Sie schätzen als Gewinn aus ihrer Tätigkeit vor allem die Freude durch den Dienst am Menschen. So erklärt Kursteilnehmerin Monika Keller aus Volkertshausen: „In dem Kurs „Zeit schenken“ habe ich eine qualifizierte Ausbildung für meine Begegnungen mit kranken Menschen erhalten. Ich möchte bei meinen Besuchen im Krankenhaus für andere Menschen da sein, indem ich ihnen einen Teil meiner Zeit schenke. Meine Erfahrung ist, dass ein Gespräch immer hilfreich sein kann, besonders in Krankheits- und Krisensituationen. Für mich ist bei meinen Besuchen am wichtigsten, dem anderen zuzuhören. Oft gehe ich dankbar und demütig nach Hause mit dem Gefühl einer Balance zwischen Geben und Nehmen“.
Ihre Kurskollegin Heidi Lindner aus Radolfzell erinnert sich gerne an die Ausbildungszeit zurück: „Es war eine sehr interessante und auch oft emotionale Zeit, die wir miteinander erlebt haben. Leider machte Corona viele Treffen nur digital möglich, aber unser Zusammenhalt wurde dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt. Die ersten Schritte im Krankenhaus machte ich mit Begleitung eines langjährigen Ehrenamtlichen. Die erste Hemmschwelle, an einem Krankenzimmer anzuklopfen, wurde dadurch abgebaut. Es ist für mich schön zu erleben, wie sich die Patientinnen und Patienten öffnen und auch ihre Freude über unseren Besuch zeigen. Durch die Corona Situation sind Besuche von Angehörigen einfach zu selten. Jedes Mal, wenn ich nach dem Besuchsdienst nach Hause gehe, habe ich das gute Gefühl, jemandem eine kleine Freude bereitet zu haben. Ich freue mich immer auf den nächsten Dienst“.
Wertschätzung und Dankbarkeit ist es auch was die anderen Kursteilnehmer durch ihre Tätigkeit empfinden. Martin Muffler aus Orsingen umschreibt es kurz und knapp „ich bin zufrieden danach und bekomme ein Lächeln zurück“.
Die Kirche erlebt in diesen Tagen einen Vertrauensverlust, doch nach wie vor spielen spirituelle Fragen und Rituale eine wichtige Rolle in der Krankheitsbewältigung sowohl im kurativen wie auch im palliativen Bereich. Die SeelsorgerInnen im Gesundheitsverbund wünschen sich deshalb, dass das Projekt in der Bevölkerung weiterhin Interesse findet und sich auch in Zukunft Frauen und Männer für diese Aufgaben ansprechen lassen.
Die erfolgreichen Kursteilnehmer sind (in alphabetischer Reihenfolge):
Sonja Bohner, Christel Bölle, Martina Bürklin, Eva Gruhler, Margret Huttenlocher, Heidi Kaspereit-Ruof, Monika Keller, Dr. Thomas Lehle, Heidi Lindner, Martin Muffler, Sabine Müller, Corinna Neumeister, Sabine Sattler und Antje Völkle.
Die Kursleitung lag in den Händen von:
Pfarrer Jürgen Fobel, Supervisor und Studienleiter im Zentrum für Seelsorge der Evangelischen Landeskirche in Baden (Heidelberg), Pastoralreferentin und Supervisorin Waltraud Reichle, Klinikseelsorgerin im Klinikum Singen, Diakon Christoph Labuhn, Supervisor und Klinikseelsorger im Klinikum Singen und Radolfzell, Pfarrerin Louisa Mallig, Klinikseelsorgerin am Klinikum Konstanz und Pastoralreferentin Christina Wöhrle, Klinikseelsorgerin im Klinikum Radolfzell.
Im Dozententeam arbeiteten mit:
Marlies Hafner, Pflegedienstleiterin a.D. am Klinikum Radolfzell, Dr. Achim Gowin, Chefarzt der Geriatrie im GLKN am Klinikstandort Radolfzell, Dr. med. Robin Benkelmann, MVZ Onkologie im GLKN am Klinikstandort Konstanz, Theodore Geiser, Praxisanleiterin im Klinikum Singen und Dr. med. Hendrika Thoma, Psychiatrie und Psychotherapie mit Praxis in Radolfzell.