Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, warum eine gute Blutdruckeinstellung so essentiell wichtig für ihre Gesundheit ist: Ein zu
hoher Blutdruck kann bereits über kurze Zeiträume die Herzgesundheit
beeinträchtigen und zu Folgeschäden wie Schlaganfällen, Herzinfarkten,
verminderter Pumpleistung (Herzinsuffizienz), Nieren- und Augenerkrankungen
führen. Zudem erhöht Bluthochdruck im mittleren Lebensalter ein
späteres Demenzrisiko. Weltweit sind ca. 30 Prozent aller Erwachsenen von
Bluthochdruck betroffen, in Deutschland sind es rund 20 bis 30 Millionen
Menschen – von denen es die Hälfte noch nicht einmal weiß. Bluthochdruck kann
man durch Lebensstilanpassung, Medikamente sowie durch operative Eingriffe wie
die renale Denervierung senken. Wir haben zum Thema das Gespräch gesucht mit
Dr. med. Nikolaos Dagkonakis, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie am
Klinikum Konstanz.
Dr. Dagkonakis, warum ist der Blutdruck
weitaus mehr als ein Kontrollwert?
Bluthochdruck ist für viele Patienten eine
diffuse Erkrankung, die fast jeder hat und die man nicht spürt. Daher sollten
wir immer verdeutlichen, dass Hypertonie keine Lappalie, sondern gefährlich ist
und welche Folgeerkrankungen dahinter stehen. Da Bluthochdruck so gefährlich ist, kann
bereits eine Senkung um 5mmHg zu 10 Prozent weniger Risiko für Herzerkrankungen
führen; Eine stärkere Senkung um 10 mmHg führt z.B. zu 27 Prozent weniger
Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
Was genau bedeutet Hypertonie?
Hypertonie bedeutet dauerhaft erhöhter Blutdruck. Ein
normaler Blutdruck liegt zwischen 120 zu 80 mmHg, ab 140 zu 90 mmHg sollte er
ärztlich behandelt werden.
Wie kann man einem zu hohen Blutdruck
gegensteuern?
Behandelt wird zuerst mit einer Änderung des Lebensstils.
So ist zum Beispiel eine Gewichtsabnahme empfehlenswert, mehr Bewegung sowie
weniger Rauchen, Alkohol, Salz. Auch mit blutdrucksenkenden Medikamenten,
sogenannten Antihypertensiva, kann man abhelfen.
Was können Sie über Blutdrucksenkung durch
Eingriff mit Ultraschall-Technologie berichten?
Wenn der Blutdruck medikamentös nicht gesenkt werden kann -
oder die Menschen die Medikamente nicht vertragen – wird nun die renale
Denervierung (RDN) von der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie (ESH)
empfohlen. Dabei werden in einem kleinen Eingriff durch die Leistenarterie die
überaktiven Nerven rund um die Nierenarterie mit einem Ballon-Katheter
deaktiviert, so dass der Bluthochdruck reduziert wird.
Wir bedanken uns für das Gespräch.
Interview: Stabstelle Marketing/Unternehmenskommunikation, Bild: GLKN.
Die neurochirurgische Versorgung im Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz wird seit Mai 2023 grundlegend neu aufgebaut. Prof. Dr. med. Sven Gläsker ist der erste Chefarzt der neu gegründeten Sektion für Neurochirurgie am Hegau-Bodensee-Klinikum Singen. Wir haben mit Herrn Gläsker über seinen Neubeginn und seine Pläne für die Zukunft gesprochen.
Herr Prof. Gläsker – wie sind Ihre ersten 6
Monate verlaufen?
Der Aufbau der Neurochirurgie schreitet aus meiner Sicht gut voran. Mit nun
insgesamt 3 Oberärzten ist einerseits die Versorgung rund um die Uhr
sichergestellt und sind andererseits alle wesentlichen operativen Schwerpunkte
abgedeckt. Ich hatte das Glück, über Kontakte aus früheren Stationen meines
Berufslebens mehrere hochqualifizierte Kollegen für das Projekt gewinnen zu
können. Moderne Behandlungsmethoden wurden etabliert, darunter beispielsweise
die Entfernung von Hirntumoren unter Verwendung eines Fluoreszenzfarbstoffes. Viele
wesentliche Strukturen für die Patientenversorgung sind inzwischen etabliert
und standardisiert. Dazu zählen die interdisziplinäre Hirntumorsprechstunde
ebenso wie die Sprechstunde für Privatpatienten und seit neuestem durch eine
KV-Ermächtigung auch eine Sprechstunde für gesetzlich versicherte Patienten.
Was bedeutet die KV-Ermächtigung?
Durch die KV-Ermächtigung können nun auch gesetzlich versicherte Patienten mit
Überweisung durch ihren Hausarzt in der Neurochirurgischen Sprechstunde beraten
werden. Bislang konnten gesetzlich versicherte Patienten nur eingeschränkt vom
umfassenden Angebot der Sektion Neurochirurgie am Hegau-Bodensee-Klinikum profitieren.
Mit der KV-Ermächtigung ist nun der Startschuss für die umfassende neurochirurgische
Versorgung der Patienten unserer Region gefallen.
Welche Leistungen bietet die neue Sektion
für Neurochirurgie für die Patienten an? Und wie sind Ihre Pläne für die
Zukunft?
Neben der Behandlung neurochirurgischer Notfälle und sämtlicher
Erkrankungen der Wirbelsäule ist die Neuroonkologie, also die Behandlung von
Hirntumoren, ein wesentlicher neuer Schwerpunkt. Bezüglich der Behandlung von
Wirbelsäulenerkrankungen wird ein umfassendes interdisziplinäres Konzept in
Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten vor Ort ausgearbeitet. Dabei spielen
die konservativen Therapieverfahren eine stärkere Rolle und eine Operation
steht nur nach Versagen der konservativen Therapien zur Debatte.
In den kommenden Monaten möchte ich die neue Neurochirurgie noch
enger in den interdisziplinären Verbund mit den umliegenden Krankenhäusern und
insbesondere mit den niedergelassenen Kollegen und Therapeuten integrieren, um
so eine umfassende Versorgung für die Patienten unserer Region sicher zu
stellen.
Die Fragen stellte Andrea Jagode von der Stabsstelle Marketing/Unternehmenskommunikation
Die Leber zwickt halt nie ... sie verfettet und vernarbt nur leise, begleitet allenfalls von etwas Müdigkeit. Von den Betroffenen meist unbemerkt ist die Verfettung der Leber in Deutschland eine der häufigsten Ursachen erhöhter Leberwerte. Schätzungen gehen davon aus, dass in Europa bis zu 40 Prozent der Menschen an einer verfetteten Leber leiden. Bei nur etwa 10 Prozent spielt dabei übermäßiger Alkoholkonsum eine Rolle, bei den Übrigen tritt sie meist zusammen mit erheblichem Übergewicht auf. Bei einer Leberverfettung ohne Alkoholbelastung werden die Begriffe „nicht-alkoholische Fettleber“ und Fettleberentzündung verwendet. Die „Wasserscheide“ zwischen beiden Erkrankungen liegt in Europa beim Konsum von mehr als 30 Gramm (Männer) bzw. 20 Gramm Alkohol/Tag für Frauen.
Die herannahenden Feiertage mit all ihren Genüssen können eine Belastung für die Leber darstellen. Das muss nicht sein. Wir sprachen mit Prof. Dr. med. Marcus Schuchmann, Chefarzt und Leberspezialist am Zentrum für Innere Medizin am Klinikum Konstanz, darüber, was es mit der Fettleber auf sich hat und wie man die Leber gesund über die genussreiche Zeit bekommt.
Herr Prof. Schuchmann, wie entsteht eine Leberverfettung?
Die Leberverfettung entsteht, wenn ein Überangebot an Kohlenhydraten (Weihnachtsplätzchen) und Fetten (Gänsebraten) in der Nahrung nicht mehr abgebaut werden kann. Die Gefahr liegt dabei nicht so sehr in der Ablagerung von Fetten in den Leberzellen an sich – vor allem, weil diese sich grundsätzlich auch gut zurückbilden kann –, sondern in einer komplizierten Entzündungsreaktion, die durch das Fett in der Leber und das häufig dadurch vermehrte Bauchfett entsteht. Diese Entzündung ist Grundlage der langsam fortschreitenden Leberschädigung.
Herr Prof. Schuchmann, was macht eine Fettleber so gefährlich?
Prof. Marcus Schuchmann: Die Fettleber wird heute zusammen mit dem Übergewicht, der Zuckererkrankung, erhöhten Blutfetten und Bluthochdruck als Teil des „metabolischen Syndroms“ betrachtet – wenn man so will, die Summe unserer Wohlstandserkrankungen. Wegen der Verknüpfung mit diesen Begleiterkrankungen ist neben der Gefahr, eine Leberzirrhose oder ein Leberzellkarzinom zu entwickeln, vor allem auch das Risiko erhöht, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Insbesondere bei übergewichtigen Menschen sollte die Leber also im Auge behalten werden und regelmäßig die Leberwerte geprüft und mit Ultraschall untersucht werden.
Oje, das klingt angesichts der anstehenden Weihnachtszeit mit all ihren kulinarischen Genüssen wie eine Spaßbremse. Muss ich jetzt auf alles verzichten?
Anlass, vor den Festtagen unfroh zu werden, ist dies jedoch nicht. Die Leber ist widerstandsfähig und verzeiht auch die eine oder andere Belastung: Studien an Patienten mit viraler Leberzirrhose haben gezeigt, dass sich sogar eine bereits vollständig entwickelte Leberzirrhose zurückentwickeln kann, wenn die Schädigung beseitigt wird. Übertragen auf die Fettleber heißt das: Wer sich nach den Festtagen mäßigt, kann unmittelbar selbst dazu beitragen, das Fett aus der Leber zu entfernen. Dabei bedarf es keiner Medikamente – nichts ist durch Studien zur Fettleber so gut belegt wie der positive Einfluss von Bewegung und Sport auf Verfettung, Entzündung und beginnende Vernarbung. Also öfter mal die Joggingschuhe anziehen und im Büro die Treppe nehmen. Der Leberarzt empfiehlt Ihnen darüber hinaus ausgedehnte Weihnachtsspaziergänge und danach einen Kaffee. Die Erkenntnis, dass Kaffee einen leberschützenden Effekt hat und diese vor Vernarbung bewahren kann, ist ja fast ebenso erleichternd wie die Nachricht, dass Alkohol in geringen Mengen sogar günstige Stoffwechseleffekte hat. Also mit Augenmaß die Feiertage genießen. Ich wünsche allen fröhliche und unbeschwerte Weihnachten!
Die Fragen stellte Andrea Jagode von der Stabsstelle Marketing/Unternehmenskommunikation.
Geburtsklinik ist nicht gleich Geburtsklinik. Falls bei der Geburt
Schwierigkeiten zu erwarten sind oder eine Frühgeburt abzusehen ist, sollten Eltern gezielt ein Perinatalzentrum auswählen. Vorab informieren kann man sich hier.
Wir waren zu Besuch beim Team des Perinatalzentrums Level 1 am Hegau-Bodensee-Klinikum Singen, das bereits auf eine jahrzehntelange Erfahrung in der Betreuung von
Risikoschwangerschaften, sehr kleinen Frühgeborenen und Reifgeborenen zurückblicken kann. Im Gespräch mit Prof. Dr. med. Andreas Trotter (Chefarzt des Zentrums für Kinder- und Jugendgesundheit im Hegau-Bodensee-Klinikum Singen), der Stationsleitung Anke Kajinowski und den stellvertretenden Stationsleiterinnen Christine Treutmann und Ursula Andelt erhielten wir viele aufschlussreiche Antworten auf unsere Fragen.
Video: Kurzinterview mit Stationsleiterin Christine Treutmann.
Wann kommen Frühchen auf Ihre Station?
Ab der 23. SSW - dann haben die meisten Frühchen gerade einmal 500 Gramm an Gewicht oder noch weniger – werden bei uns in Singen im sogenannten Level I Haus Früh- und Reifgeborene auf Station versorgt. 18 Bettchen, mit umfangreicher intensivmedizinischer Ausstattung, stehen zur Verfügung. Pflegekräfte, die uns bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe unterstützen, sind herzlich willkommen. Häufige Probleme von Frühgeborenem sind durch die Unreife der Lunge, des Gehirns, des Darmes oder des Immunsystem bedingt und erfordern eine ständige, d.h. 24/7, Unterstützung. Körpertemperatur und die anfangs noch nicht mögliche Nahrungszufuhr über den Magen und Darm müssen künstlich aufrechterhalten werden. Die Betten, sogenannte Inkubatoren oder auch bekannt als Brutkästen garantieren die nötige Wärme und Feuchtigkeit und imitieren die Geborgenheit im Mutterleib. Die Beatmungsgeräte dienen zur Atmungsunterstützung und bei Bedarf auch zur Beatmung. Pro Kind gibt es ein Intensivbett mit Monitor zur Überwachung der Vitalwerte, Herzfrequenz und Atmung. Die Anforderungen an ein Perinatalzentrum der höchsten Versorgungstufe (Level 1) sind sehr umfangreich. Mehr als 100 Struktur- und Personalvorgaben werden in der sogenannten Qualitätsrichtlinie Früh- und Reifgeborene (QFR-RL) vorgegeben und auch jährlich vom IQTIG kontrolliert. Zu nennen sind zum Beispiel speziell qualifiziertes ärztliches (Neonatologen) und pflegerisches Personal, dass rund um die Uhr präsent sein muss, Vorgaben für das technische Equipment und auch bauliche Voraussetzungen (Tür an Tür mit dem Kreißsaal). Die Arbeit auf so einer Station bringt eine besondere Art von Teamwork mit sich. Umsorgt werden die kleinen Patientinnen und Patienten bis sie schließlich ohne Unterstützung reif genug sind, d.h. die Vitalwerte stabil sind, ausreichend trinken und dabei stetig Gewicht zunehmen. Fühlen sich die Eltern auch sicher im Umgang mit ihrem Kind, geht es nach Hause.
Dürfen Eltern Kontakt mit Ihrem Kind haben, wenn es im Brutkasten liegt?
„Ja! Unbedingt!“ so die beherzte und prompte Antwort von Christine Treutmann. Es wird großer Wert auf die sehr enge Eltern-Kind- Bindung (Bonding), auf einen frühestmöglichen Kontakt gelegt. Und dies regelmäßig, sobald sich die Kinder nach der Geburt stabilisiert haben. In der Regel ist das schon nach den ersten 2-3 Tagen nach Geburt der Fall. Auf der Station kommen verschiedenen Methoden und Pflegeschritte zum Einsatz, bei denen auch immer die Eltern aktiv mit eingebunden werden – so findet man an jedem Brutkasten eine sogenannte Raupen-Karte. Diese Neo-Raupe gibt Eltern die Möglichkeit, Ihre Teilhabe an der Pflege und Versorgung mittels Sticker zu dokumentieren. So können Eltern sich Sticker für neu erworbene Kompetenzen geben, von der Erstberührung, Medikamentengabe, Känguruhen (intensiver Haut-zu-Haut-Kontakt, Ruhen auf der Brust, das nachweislich die Atmung des Frühchens stärkt) bis hin zum Wickeln, Füttern und Baden wird jeder Fortschritt auf der Neo-Raupenkarte klebend festgehalten und motiviert nachhaltig. Ein wirklich tolles Projekt. Auf Station legt man großen Wert auf einen ruhigen Ablauf, auf Lärmvermeidung – dies wird erleichtert durch eine Lärmampel. Für die Frühchen-Eltern wurde ein heller, einladender Ruhe- und Rückzugsraum gestaltet und eingerichtet. Das A und O = Minimal Handling – Stressvermeidung bei bestmöglicher Versorgung. Eltern werden zudem Fortbildungsmöglichkeiten geboten wie eben das bereits beschriebene Raupen-Projekt (Neo-Raupe), psychosoziale Beratung vor Ort, Physioangebote für die Frühchen, bei denen auch die Eltern aktiv werden können, seit 2019 bietet die Station sogar eine Musiktherapie an, finanziert durch den spendenfinanzierten Krankenhausförderverein und weiteren direkten Spenden. Der sogenannte „Bunte Kreis“ übernimmt die sozialmedizinische Nachsorge kurz vor und nach der Entlassung nach Hause durch geschulte Case Manager (erfahrene Kinderkrankenschwestern aus dem Team), die wiederum auch mitentscheiden, ob eine Familienhebamme benötigt wird oder eine andere Unterstützung für die erste Zeit zu Hause notwendig ist. Eine
Frühchenelterngruppe trifft sich viermal pro Jahr – die Termine finden sich hier. Man ist bestens aufgehoben und umsorgt im Hegau-Bodensee-Klinikum.
Beschreiben Sie kurz einen typischen Arbeitstag auf der Frühchenstation?
Auf der Singener Station arbeiten aktuell ca. 30 Mitarbeitende im eingespielten Team zusammen. Zusätzlich gibt es noch Hospitanten aus der Hebammen-Schule und weitere Mitarbeitende, so z.B. auch eine Psychosoziologin als unterstützenden Anlaufpunkt für die Eltern und Angehörigen. Grundsätzlich muss unterschieden werden zwischen dem pflegerischen und dem ärztlichen Tagesablauf, wobei natürlich beides Hand-in-Hand geht und auf eine bestmögliche Abstimmung viel Wert gelegt wird – auch natürlich auf die Elternbesuche. Eine abgestimmte Koordination steht im Mittelpunkt des „Minimal Handling“-Ansatzes, welcher dem Frühchen die größtmögliche Ruhe, die es braucht und die bestmögliche, zeitlich gebündelte Versorgung (alle 2, 3 oder 4 Stunden je nach Bedarf des Kindes) geben sollte, um das Stresslevel so niedrig wie möglich zu halten. Seitens der Pflege startet die Frühschicht um 6 Uhr mit einer Platzübergabe der Nachtschicht. Es folgen individuelle Versorgung und Dokumentation, Visitenvorbereitung und Visite gemeinsam mit dem Ärzteteam. 8:15 Uhr startet der Arbeitstag mit der Übergabe im Ärzteteam, es wird die Diagnostik für den Tag ausgearbeitet – wobei immer und täglich Puffer und Vorhalte eingeplant sein müssen für akute Notfälle oder andere unvorhersehbare Entwicklungen. Alles
hochkomplex aber bestens eingespielt hier in Singen.
Wir bedanken uns für das Interview.
(Bilder/Text: Silett Dian, Stabsstelle Marketing)
Drei Fragen an Claudia Kostka (37), die seit dem 1. Juli 2023 die Leiterin des Departements für Pharmazie und damit die Chefapothekerin im GLKN ist.
Liebe Frau
Dr. rer. nat. Claudia Kostka – zunächst herzlichen Glückwunsch zu Ihrer neuen und
herausfordernden Aufgabe! Der Aufsichtsrat des GLKN hatte sie bereits im vergangenen Jahr zur Nachfolgerin von
Chefapotheker Peter Buchal gewählt, der zum 30. Juni in den Ruhestand gegangen
ist. Davor waren Sie bereits seine Stellvertreterin. Worauf freuen Sie sich nun am meisten?
Ich freue mich darauf, die Zentralapotheke des GLKN in die Zukunft führen zu
dürfen! Es ist mir eine außerordentliche Ehre, diesen Weg mit meinem
wunderbaren mittlerweile 56-köpfigen Team gehen zu dürfen. Es warten spannende
Herausforderungen auf uns – die Einführung der elektronischen Patientenakte,
der Unit-Dose-Versorgung und der Ausbau klinisch-pharmazeutischer Dienstleistungen.
Was war Ihre Motivation, sich für die
Position als Chefapothekerin zu bewerben?
Ich habe mich für diesen Weg entschieden, weil diese Position mir einerseits
eine berufliche als auch persönliche Weiterentwicklung ermöglicht – und das in
einem mir gut bekanntem wunderbaren beständigen Team.
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft –
kurz-, mittel- und langfristig?
Mein oberstes Ziel ist es, gerade in Zeiten der Lieferausfälle, die Versorgung
des GLKN und der von uns versorgten Fremdhäuser mit Arzneimitteln und
Medizinischen Sachbedarf sicherzustellen. Darüber hinaus werden Qualitätskriterien
in Bezug auf die Patientensicherheit in den nächsten Jahren für Krankenhäuser
immer wichtiger – und hier möchte ich die Pharmazeuten sichtbarer machen. Denn
wir haben einiges zu bieten: Bereits jetzt leisten wir einen wichtigen Beitrag
zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit. Wir unterstützen Ärzte bei
Visiten mit der Durchführung von Medikationsanalysen, sind Teil von ABS*-Teams
und erheben und überprüfen die Medikation bei Aufnahme von Patienten. Mein
größter Wunsch ist es, diese Tätigkeiten in den nächsten Jahren im GLKN weiter
auszubauen und Pharmazeuten noch mehr in interdisziplinäre Behandlungsteams zu
integrieren – zur Steigerung der Qualität in der Arzneimitteltherapie und
Verbesserung der Patientensicherheit. Denn: Tablette ist nicht gleich
Tablette …
(Erläuterung: *Antibiotic Stewardship)
Die Fragen stellte Andrea Jagode von der Stabsstelle Marketing/Unternehmenskommunikation.
Seit Juli 2023 Leiterin des Departéments für
Pharmazie.
2016 Promotion zum Dr. rer. nat (summa cum laude) zum Thema: „Der Apotheker als Schnittstellenkoordinator im Konstanzer Modell – Ein modulares Konzept zur Optimierung des Medikationsmanagements bei Entlassung“
2013 - 2016 Doktorandin am Institut für Pharmazie der Abteilung Klinische Pharmazie und Pharmazeutische Pharmakologie an der Universität Leipzig
2011 Approbation zur Apothekerin
2005 Abitur am Monfort-Gymnasium in Tettnang
Die nationale „Aktion Saubere Hände“ hat unlängst den Klinik-Standorten des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz (GLKN) bescheinigt, dass sie erfolgreich Maßnahmen und Qualitätsstandards zur Verbesserung der Händedesinfektion umgesetzt haben.
Deshalb dürfen sich die GLKN-Standorte in Singen (Hegau-Bodensee-Klinikum) und Gailingen (Hegau-Jugendwerk) über Bronze-Zertifikate freuen, das Klinikum Konstanz darf sich sogar über das Silberne Zertifikat freuen.
Aus diesem Anlass haben wir Dr. med. Stefan Bushuven, Chefarzt des Instituts für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (IKIP) im GLKN, drei Fragen gestellt.
Herr Dr. Bushuven – Glückwunsch, die
Klinik-Standorte in Singen, Konstanz und Gailingen wurden bei der Aktion
„Saubere Hände“ erneut ausgezeichnet. Warum ist Hände-Hygiene im Klinikalltag so
wichtig?
Die Händehygiene ist die
einfachste, schnellste, kostengünstigste und sicherste Methode der
Infektionsprävention. Dies gilt sowohl für Fachpersonal als auch Patienten und
deren Angehörige. Durch die Händehygiene lassen sich krankenhaus-assoziierte
Infektionen deutlich mindern, die wiederum eine zusätzliche Belastung für
Patienten darstellen, die aus ganz anderem Grund bei uns sind und bei denen wir
jede Komplikation verhindern wollen. Denn nosokomiale Infektionen führen zu
einer Erhöhung von Nebenkrankheiten, zu einer erhöhten Sterblichkeit, längeren
Liegezeit und damit auch zu einer von aller unerwünschten zusätzlichen
Belastung des Gesundheitssystems. Es muss hierbei allerdings auch betont
werden, dass nicht jede Infektion durch einen „Hygienefehler“ entsteht. Viele kommen
durch andere Faktoren zustande und einige sind auch nicht beeinflussbar. Aber
die Infektionen die wir vermeiden können, sollten wir auch vermeiden.
Welche Voraussetzungen müssen
erfüllt werden, um überhaupt bei der Aktion „Saubere Hände“ ausgezeichnet zu
werden?
Das umfasst ein ganzes
Maßnahmenbündel wie die umfangreiche Ausstattung mit Spendern, die so platziert
sind, dass sie auch zur Nutzung einladen. Der Verbrauch an Desinfektionsmittel ist
ebenfalls ein Bewertungskriterium für die Erlangung der Zertifikate. Ganz wichtig im
klinischen Alltag sind die Compliance Beobachtungen, also Begehungen und eine
kritische Begleitung im Klinikalltag, und fortlaufende und umfangreiche
Schulungen und Beratungen des medizinischen Personals, aber auch des
Reinigungspersonals – zentral oder vor Ort – sowie die Zur-Verfügung-Stellung
von Informationen. Auch das muss für die Erlangung der Zertifikate nachgewiesen
werden. Für die Erlangung
der „Silber-Medaille“ sind zusätzliche Anforderungen nötig. So mussten mehr
Stationen teilnehmen und es gab einige Voraussetzungen in der allgemeinen Planungs-
und Schulungs-Strategie.
Die Corona-Pandemie
hat gezeigt wie wichtig der Faktor Hygiene im Klinikalltag ist. Das IKIP war
bei der Bewältigung der Pandemie von zentraler Bedeutung. Welche Lehren haben
Sie aus der Pandemie gezogen, was würden Sie bei der nächsten Pandemie anders machen?
Oder würden Sie alles wieder so machen?
Diese Frage ist nicht
einfach und vor allem nicht kurz zu beantworten. Dafür hatten wir mit zu vielen
Effekten über die drei Jahre zu tun. „Unterm Strich“ haben wir m.E. sehr
erfolgreich gearbeitet und viele Infektionen vermieden und trotzdem auch den
„Rest“ der Medizin nicht aus dem Blick verloren. Es gab aber auch
herausfordernde Punkte, die teilweise auch ungelöst bleiben. Was wir z.B. deutlich
aus der Pandemie gelernt haben ist der Umgang mit den Besuchen schwerkranker
oder sterbenden Patienten. In der ersten Welle der Pandemie wussten wir nicht,
was auf uns zukam, später konnten die Kliniken mit hoher Sicherheit für alle
Beteiligten unsere Konzepte anpassen und Besuche unter Schutzmaßnahmen und
Anleitung ermöglichen.
Der Umgang mit den
Impfungen und vor allem mit den Pflicht-Impfungen gehört auch zu den Themen,
die dringend einer Aufarbeitung für die Zukunft bedürfen. Dies aber nicht auf
der Krankenhausebene, sondern auf der politischen.
Sehr erfolgreich war
die Einführung einer gemeinsamen Krankenhauseinsatzleitung (KEL) sowie die
Einbeziehung ethischer Gesichtspunkte über das Komitee der Klinischen Ethik,
z.B. in der Impfstoffvergabe oder auch bei Planungen im (glücklicherweise nicht
eingetretenen) Fall einer langfristigen akuten Überlastung des Systems. Durch die
KEL war es auch möglich sowohl die sich vor allem zu Beginn der Pandemie häufig
ändernden medizinischen und rechtlichen Vorgaben schnell zu übernehmen, als
auch die Kommunikation in alle Bereiche sicherzustellen und die Zusammenarbeit
der Kliniken zu erleichtern.
Erschwert war für uns der
Umgang mit Informationen v.a. über die sozialen Medien. Dies reichte von
Verunsicherungen bis hin zu teils fremdartig wirkenden Verschwörungstheorien.
Dies ist bei künftigen Pandemien oder dem Einsatz neuer Technologien (z.B. mRNA
Impfstoffe) und deren Kommunikation gegenüber Menschen zu beachten und das
Personal im Umgang damit zu schulen.
Was ich anders machen
würde ist damit primär kein Thema der Hygiene oder des Krankenhauses. Hier
würde ich mit einigen Ausnahmen wieder so handeln. Ich würde mir aber wünschen,
dass die aktuelle Aufarbeitung konstruktiver und strukturierter in der
Gesellschaft erfolgt, um zu lernen und sich zu verbessern.
Ein Punkt bleibt mir wichtig.
In einer Situation mit sich ständig ändernden Gegebenheiten, unübersichtlichen,
wechselhaften und sich teils widersprechenden Rechtsvorgaben, die sich manchmal
nur schwer in den Alltag integrieren lassen und bei Auftreten einer Neuen
Infektionserkrankung und neuen Technologien ist die Kommunikation und die
professions- und sektorenübergreifende Arbeit der Schlüssel. Und damit meine
ich die Kommunikation und den Wissenstransfer zu allen Beteiligten.
Aus diesem Grund sind
wir sehr froh, dass wir über die Sektorengrenzen hinaus durch Online-Vorträge
mehr als 2000 Personen in über 40 Veranstaltungen zu COVID-19, den Maßnahmen
und den Impfstoffen schulen und Fragen beantworten konnten.
Eines dürfen wir nicht
vergessen: Ein Krankenhaus besteht nicht „nur“ aus den „Menschen der Front“,
das sind die ärztlichen, pflegenden, rettungsdienstlichen und therapeutischen
Kolleginnen und Kollegen die unter hohem Risiko die Menschen versorgten. Es besteht aus mehr,
die ein Krankenhaus in einer Pandemie am Laufen halten:
Sie alle benötigten
Wissen und Schutzmaßnahmen in der Pandemie. Ich bin froh, dass wir als IKIP
dazu einen Beitrag leisten konnten. Es gilt nun, diese
komplexen Interaktionen für die nächste Pandemie zu verinnerlichen, leicht
anpassbare Notfallpläne zu haben, die nicht nur Versorgung und Logistik,
sondern auch Kommunikation, Teamdynamik und Ausbildung sowie die psychischen,
sozialen, ethischen, emotionalen und spirituellen Aspekte berücksichtigen. Denn
es besteht in der Welt der „Megachallenges“ (Klimawandel, Geopolitische
Instabilität, Überalterung und Technologischer Progress) nicht die Frage ob
eine nächste Pandemie kommt. Es ist die Frage wann.
Die
Fragen stellte Andrea Jagode von der Stabsstelle
Marketing/Unternehmenskommunikation.
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Die neurochirurgische Versorgung im Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz wird grundlegend neu aufgebaut. Prof. Dr. med. Sven Gläsker (49) ist der erste Chefarzt der neu gegründeten Sektion für Neurochirurgie am Hegau-Bodensee-Klinikum Singen. Sie ist Teil der Klinik für Unfall- und Handchirurgie. Wir haben mit Herrn Gläsker über seinen Neubeginn und seine Pläne für die Zukunft gesprochen.
Herr Prof. Gläsker – wie war Ihr erster Arbeitstag.
Sind Sie gut gestartet?
Ja,
ich bin hier gut angekommen und allseits sehr herzlich empfangen worden. Ich
habe die volle Unterstützung der ärztlichen Kollegen der Nachbarabteilungen
sowie auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anderer Berufsgruppen wie
Pflege und Physiotherapie. Der Start fiel leicht, da mir ja bereits durch die
frühere Tätigkeit in der Kooperationspraxis Bani viele Strukturen und Abläufe bekannt
und vertraut. Durch meine neue Tätigkeit als Chefarzt lerne ich aber auch viele
neue Strukturen und Bereiche des Klinikums kennen, das ist spannend und
bereichernd.
Welche Aufgaben liegen jetzt vor Ihnen?
Die
neue Etablierung neurochirurgischer Versorgungsstrukturen am GLKN bringt eine
Vielzahl von Aufgaben mit sich. In der Anfangsphase sind viele Formalitäten,
wie beispielsweise die Schaffung der ambulanten und stationären
Abrechnungsmöglichkeiten im Mittelpunkt. Dann muss eine Vielzahl neuer Geräte,
insbesondere für die Hirntumorchirurgie, angeschafft werden. Ein weiterer
aktueller Schwerpunkt ist das Anwerben von Mitarbeiter:innen. Ferner müssen die
Behandlungsabläufe mit den Nachbarabteilungen abgesprochen und standardisiert
werden. Das braucht Zeit.
Welche Leistungen bietet die neue Sektion für
Neurochirurgie für die Patienten an? Und wie sind Ihre Pläne für die
Zukunft?
Die Leistungen der neuen Neurochirurgie des GLKN sollen
keine reine Fortführung der bisherigen Leistungen der ehemaligen Kooperationspraxen
sein, sondern das Spektrum soll wesentlich erweitert werden. Neben der
Behandlung neurochirurgischer Notfälle und sämtlicher Erkrankungen der
Wirbelsäule wird die Neuroonkologie, also die Behandlung von Hirntumoren, ein
wesentlicher neuer Schwerpunkt sein. Zu
den Tumoren: Patienten mit Tumorerkrankungen benötigen häufig eine Kombination
aus Chirurgie, Strahlentherapie und Chemotherapie. Sie werden über Jahre von
einem Team aus Therapeuten betreut. Bislang müssen die Patienten des
Landkreises Konstanz ihr therapeutisches und auch ihr soziales Umfeld für jede
Beteiligung des Gehirns (Hirnmetastase) verlassen. Bezüglich der Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen
ist ein umfassendes interdisziplinäres Konzept vorgesehen. Dabei sollen die
konservativen Therapieverfahren eine stärkere Rolle spielen.
Die Fragen stellte Andrea Jagode von der Stabsstelle Marketing/Unternehmenskommunikation.
Prof.
Dr. med. Sven Gläsker ist ein renommierter Experte auf dem Gebiet der
Neurochirurgie. Er hat in Freiburg Humanmedizin studiert und an der
Neurochirurgischen Universitätsklinik Freiburg promoviert sowie habilitiert.
Während seiner Tätigkeit am Universitätsklinikum Freiburg von 2002 bis 2015 -
unterbrochen von einem zweijährigen Forschungsaufenthalt an den National
Institutes of Health in den USA – hat er eine umfassende Ausbildung im gesamten
Spektrum der Neurochirurgie erfahren.
Darüber hinaus hat er als Leitender
Oberarzt an der Neurochirurgischen Universitätsklink in Brüssel
Leitungserfahrung gesammelt.
Pflege ist vielseitig, verantwortungsvoll und hat viele positiven Seiten. Diese will die aktuelle Kampagne des GLKN zur Personalgewinnung in den Blickpunkt rücken – mit knackigen Wortspielen wirbt sie für den Pflegeberuf. Ein Slogan lautet „Gepflegt aufsteigen. Vom Pflegehelfer zum Pflegedirektor. Wir machen Karrieren möglich.“
Eine dieser Karriere stellen wir hier vor. Wir fragen nach
bei Carla Vaz (47), sie ist Gesamtstationsleiterin der S18 und S25 am
Hegau-Bodensee-Klinikum Singen. Auf ihren Stationen im Blauen Haus werden internistische
und onkologische Patienten versorgt.
Frau Vaz, wie lange
arbeiten Sie schon im Klinikum Singen und wie hat alles begonnen?
Mit 15 Jahren kam ich im Rahmen eines Praktikums
in das Städtische Krankenhaus Singen. Damals wurde ich von Schwester Marlies
eingelernt. Nach diesem Praktikum entschloss ich mich auf der Chirurgie 2 mit
der Ordensschwester Karlena als Sonntagsmädchen bis zum Beginn der
Krankenschwesterausbildung zu bleiben.
Von der
Auszubildenden in der Pflege zur Stationsleiterin war ein langer Weg, oder? Wie
wird man Stationsleiterin?
Nach der Ausbildung war ich für Schüler
zuständig. Hierdurch traf ich viele Bezugspersonen um mich weiterzubilden,
sodass ich auch für Examen zuständig wurde. Mit 20 Jahren entschloss ich mich
den Stationsleitungskurs zu machen. Ich war viele Jahre stellvertretende
Leitung und dann Stationsleitung bis heute. Ich wurde zudem in den Betriebsrat gewählt, wo ich viel
über Rechte und Gesetze lernte.
Nach so vielen Jahren
in der Pflege: Können Sie uns sagen, was Ihnen an Ihrer Arbeit immer noch gefällt
und was Sie sich für diesen Berufsstand wünschen?
Das Schöne an dem Beruf ist, dass ich immer
Weiterbildungsmöglichkeiten hatte. So konnte ich 2007 eine zweijährige
Weiterbildung zur onkologischen Fachpflege berufsbegleitend erfolgreich
absolvieren. Täglich lernt man im Beruf dazu und hat viele
Fortbildungsmöglichkeiten.
Ich arbeite mit Menschen, was es nie langweilig macht,
auch wenn oft sehr hohe Ansprüche gefordert sind, die sich mit normalen Tagen
wechseln. Wünschenswert wäre eine angemessene Wertschätzung der teils schweren
körperlichen Tätigkeit, welche bis zum derzeitigen Rentenalter kaum machbar
ist. Außerdem die Anerkennung für die große Verantwortung gegenüber eines
Menschenlebens geht meines Erachtens unter.
Pflege ist professionell, eigenverantwortlich,
existenziell, anspruchsvoll, vielfältig und ein schöner Beruf. Ich wünsche mir,
die Lebensqualität zu verbessern von zu behandelnden Patienten und der
Pflegekraft selbst; sie zu stärken und zu motivieren. Den Pflegenotstand
umzuwandeln zur Kunst einer guten anspruchsvollen Pflege mit mehr Zeit,
Qualität und Zufriedenheit für den Arbeitsalltag im ganzen Team.
Die
Fragen stellte Andrea Jagode von der Stabsstelle
Marketing/Unternehmenskommunikation..
Das Adipositaszentrum am Klinikum Konstanz hat soeben seine hohe Qualität im Rahmen einer Rezertifizierung durch die Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) erneut bestätigt bekommen. Das neue Siegel gilt bis Herbst 2025, dann muss sich das Zentrum erneut der kritischen Prüfung der DGAV unterziehen. Das Zentrum wird von Dr. med. Stefan Kaiser geleitet. Er ist Facharzt für Allgemein-, Viszeral- und spezielle Viszeralchirurgie sowie Ernährungsmediziner. Er erklärt im Gespräch was es bei Adipositas zu wissen gilt.
Was ist Adipositas und
wie erkennt man diese Krankheit?
Adipositas ist eine eigenständige
Krankheit und ein Risikofaktor zugleich. Adipositas ist eine chronische
Krankheit, die definiert ist als eine über das Normalmaß hinausgehende
Vermehrung des Körperfetts. Erst 2020 erhielt Adipositas vom Deutschen
Bundestag Adipositas die Anerkennung als Erkrankung.
Neben dem Ausmaß des Übergewichtes, welches
über den BMI (Body Maß Index) erfasst wird, bestimmt das Fettverteilungsmuster
das metabolische und kardiovaskuläre Gesundheitsrisiko. Das Erkrankungsrisiko
ist größer bei bauchbetonter Adipositas (= Fettansammlungen innerhalb des
Bauchraums, der sog. Apfeltyp). Ein einfaches Maß zur Beurteilung dieser
viszeralen Fettdepots ist die Messung des Taillenumfangs. Bei einem
Taillenumfang ≥ 88 cm bei Frauen bzw. ≥ 102 cm bei Männern liegt eine
abdominale (bauchbetonte) Adipositas vor und es besteht ein deutlich erhöhtes
Risiko für das Auftreten von Folgeerkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt
und Schlaganfall.
Was kann man gegen
Adipositas tun? Wie können Sie Menschen mit krankhaftem Übergewicht helfen?
Im Vordergrund der Adipositasbehandlung steht zunächst
die konservative Therapie. Dabei wird versucht, durch Veränderungen bisheriger
Abläufe und Verhaltensweisen im Alltag, Übergewicht zu reduzieren. Wir am
Adipositaszentrum versuchen im Rahmen unserer Adipositasplattform mit einem
multidisziplinären Team, welches aus Ernährungsmedizinern, Ökotrophologen,
Psychologen, Endokrinologen und Sporttherapeuten besteht, parallel zur
Einleitung der konservativen Therapie eine multidisziplinäre Abklärung des
Übergewichts durchzuführen. Dabei sollen Begleiterkrankungen, die durch
Adipositas hervorgerufen werden können, aktiv gesucht und falls vorhanden,
behandelt werden. In seltenen Fällen kann das Übergewicht auch durch eine
hormonelle Grunderkrankung mitverursacht sein. Bei entsprechendem Verdacht ist
eine weitere Abklärung und/oder Therapie notwendig.
Die konservative Therapie besteht aus den Säulen Ernährungsumstellung
(nicht Diät!) und regelmäßige körperliche Aktivität – diese beiden Säulen sind
besonders wichtig -, ggf. eine längerfristige psychologische Begleitung und eine
medikamentöse Therapie können diese Basismaßnahmen unterstützen.
Wenn räumlich und zeitlich eine Anbindung an eine konservative Therapie bei
uns nicht möglich ist, bieten wir eine digitale Adipositas-Therapie an. Diese erste
von den Krankenkassen finanzierte Adipositas App auf Rezept beinhaltet
sämtliche Säulen der konservativen Therapie.
Wann ist ein chirurgischer
Eingriff das Mittel der Wahl?
Die Behandlung von extrem
übergewichtigen Patienten mit einem Körpermassenindex über 40 kg/m² stellt alle
Therapeuten vor eine echte Herausforderung. Die Erfolgsquote der konservativen
Therapie ist frustrierend schlecht, die Patient:innen jedoch durch ihr extremes
Übergewicht schwer eingeschränkt und gefährdet. Daher sollte in derartigen
Fällen eine chirurgische Therapie in die therapeutischen Überlegungen einbezogen
werden. Dies gilt umso mehr, als die Erfolgsquote im Vergleich zu allen anderen
Therapiemodellen außerordentlich günstig ist.
Die
chirurgische Therapie der extrem übergewichtigen Patient:innen ist ein
effektives Verfahren bei welchem man im Durchschnitt ca. 75 Prozent seines
Übergewichts verlieren kann. Vergleichende Untersuchungen, vor allem auch im
Hinblick auf Lebensqualität und auch Lebenserwartung der Patient:innen, belegen
eindeutig den Vorteil im Vergleich zur konservativen diätetischen Therapie.
Die Art der
Operation hängt von vielen individuellen Parametern ab wie Alter, Essverhalten,
Begleiterkrankungen, Patientenwunsch uvm. Nach dem Eingriff sind eine gute
Betreuung und regelmäßige Kontrolluntersuchungen erforderlich, die von uns am
Adipositaszentrum angeboten werden.
Über die Operationsarten
kann man sich auf unserer Homepage informieren, da gibt es verschiedene
Möglichkeiten.
Quelle: Stabsstelle
Marketing/Unternehmenskommunikation
PD Dr. med. Christian Zwicker, Facharzt für Diagnostische Radiologie, ist als Chefarzt der Radiologie am Klinikum Singen zum 31. Dezember 2022 in den Ruhestand gegangen. Er war seit Dezember 1992 im Institut für Radiologie am Klinikum Singen und in der Facharztpraxis für Radiologie und Neuroradiologie tätig. Zum Abschied hat ihm Andrea Jagode von der Pressestelle des GLKN drei Fragen gestellt.
Herr Dr.
Zwicker warum sind Sie Arzt geworden?
Der Medizinberuf ist ein
unglaublich vielseitiger Beruf. Er bietet viele Möglichkeiten – vom Arbeiten
als Arzt in der Praxis oder im Krankenhaus über die Forschung bis hin zu
Tätigkeiten in Verwaltungsbereichen im In- und im Ausland. Sie können alles
damit machen. Und das Feld der Medizin ist dabei breit – vom Hausarzt bis zum
Spezialisten wie mich.
Warum sind Sie Radiologe
geworden?
Die Technologie hat mich
gereizt. Das Fach entwickelt sich schnell weiter, ist immer innovativ. Denken
Sie an die interventionelle Radiologie wo therapeutischen Eingriffe unter Bildsteuerung stattfinden. In der
Radiologie ist ständiges Weiterlernen angesagt. Zugleich hat der Radiologe
Kontakt zu allen medizinischen Disziplinen und kann Krankheiten aller Art gut
einordnen. Wenn Sie so wollen ist der Radiologe der letzte Allgemeinarzt.
Was werden Sie vermissen,
wenn Sie nicht mehr am Klinikum Singen arbeiten?
Meine KollegInnen und das Arbeitsumfeld. Meine Zeit am Klinikum Singen und in
der Praxis war eine sehr glückliche und sehr erfüllte Zeit. Dafür bin ich
dankbar.
Quelle: Stabsstelle
Marketing/Unternehmenskommunikation
Seit
November 2022 bietet der GLKN allen berechtigten Mitarbeitenden die Möglichkeit
sich über unseren Leasingpartner ein Fahrrad zu leasen.
Seit dem offiziellen Start am 22.11.2022 haben sich insgesamt um die 59 Personen registriert und einige davon konnten ihr Rad innerhalb weniger Tage bereits bei ihrem Händler des Vertrauens abholen.
Im Gespräch stellt Laura Müller vom Betriebliches Gesundheitsmanagement dem Mitarbeiter Oliver Neustädter, Pflegedienst, drei Fragen:
Herr Neustädter, warum haben Sie sich für
ein Fahrrad über Leasing entschieden?
Zum einen habe ich ein neues Fahrrad gebraucht, da
mein altes Fahrrad nach rund 17 Jahren mehr und mehr Reparaturen in Anspruch
genommen hat, zum anderen hat mich der Arbeitnehmervorteil des Fahrradleasings
sehr angesprochen.
Wie viele Kilometer haben Sie in den
vergangenen zwei Monaten bereits zurückgelegt?
Ich habe bereits um die 400 km zurückgelegt, da ich
nahezu alle Tätigkeiten mit dem Fahrrad erledige (Arbeit, Erledigungen in der
Stadt, Besuche von Freunden). Bald steht bereits mein erster Service an.
Was möchten Sie Ihren Kolleginnen und
Kollegen mit auf den Weg geben?
Ich lege jedem ans Herz
mehr Fahrrad zu fahren, da man vieles mit dem Fahrrad schneller erreichen kann
als mit dem Auto. Und wie sagt man so schön: Es gibt kein schlechtes Wetter,
nur schlechte Kleidung.
Quelle: Stabsstelle
Marketing und Unternehmenskommunikation
Mit der Geburt der beiden rund 2.300 g schweren Zwillingsbuben Jon Jaro
und Nil Jamiro fand eine komplizierte Schwangerschaft im Konstanzer Klinikum ein
glückliches Ende.
Am 27.11.2022 brachte die Zwillingsmama in der 34.
Schwangerschaftswoche zwei kerngesunde Kinder zur Welt. Die natürliche Geburt
verlief wie im Lehrbuch.
Die überwältigte 39-jährige Mutter ist mit der
Geburtsbegleitung der Hebamme und Ärzte voll auf zufrieden. Aktuell liegen die
zweieiigen Zwillinge noch zur Beobachtung in der Konstanzer Neonatologie.
Liebe Zwillingsmama, wie haben Sie Ihre
Geburt am Klinikum Konstanz erlebt?
„Das gesamte Team
harmonierte miteinander, ich fühlte mich sehr gut aufgehoben und hatte vollstes
Vertrauen in die Ärzte, die Hebamme und Pflegekräfte. Sie waren unglaublich.
Die Geburt und das gesamte Umfeld fühlten sich für mich magisch an.“
Ihre Zwillingsschwangerschaft war
zu Beginn nicht ganz einfach. Fünf Wochen vor der Geburt wurde sie in die
Frauenklinik des Hegau-Bodensee-Klinikums Singen überwiesen, wo sie bis kurz
vor der Geburt stationär betreut wurden. Als sich der Muttermund öffnete, kamen
sie ins Klinikum Konstanz. Hat Sie das sehr belastet?
„Dies hatte auf mich als Schwangere keine
Auswirkungen, da die Kliniken Konstanz und Singen Hand in Hand arbeiten und
gemeinsam für eine bestmögliche Betreuung gesorgt haben“.
Was wird Ihnen außerdem im
Gedächtnis bleiben?
„Besonders schön war, dass
die beiden Neugeborenen von der Hebamme direkt nach der Geburt auf meine Brust
gelegt wurden. Das stärkt das Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen Mama und
Babys. Das ist sehr wichtig für die Entwicklung von Kindern.“
Quelle: Stabsstelle Marketing/Unternehmenskommunikation
FRAGE 1 : Die diesjährigen Herzwochen der Deutschen
Herzstiftung im November 2022 haben als Themenschwerpunkt das Vorhofflimmern.
Können Sie uns erklären, was Vorhofflimmern ist und wie man dieses
diagnostiziert?
Beim Vorhofflimmern
kreisen in den Vorhöfen des Herzens unregelmäßige elektrische Erregungswellen,
die zu einer Herzfrequenz (Plus) von 120 - 160 Schlägen pro Minute und mehr
führen. Vorhofflimmern wird durch elektrische Störimpuls im Reizleitungssystem
des Herzens ausgelöst, deren Ursprung meist in den Lungenvenen liegt. Diese
münden in den linken Vorhof. Aufgrund der unregelmäßigen elektrischen
Aktivierung schlagen die flimmernden Herzvorhöfe nicht koordiniert. Bei einem
Vorhofflimmern Fall können ausgeprägte Beschwerden auftreten, die die Patienten
sehr beunruhigen, wie zum Beispiel ein unregelmäßiger und schneller Puls,
innere Unruhe, Luftnot bei Belastung, verringerte körperliche
Leistungsfähigkeit, Schmerzen in der Brust, teils Bewusstseinsverlust.
Die Diagnose
Vorhofflimmern wird mittels eines Ruhe-EKG oder eines Langzeit-EKGs gestellt. Eine
Hilfe können auch die Wearables (Smartwatches, Smartphones und andere Devices)
mit Pulsmess- und EKG-Funktion sein. Sie ermöglichen es, auch ein
Vorhofflimmern, das nur gelegentlich auftritt, zu dokumentieren und dem Arzt
oder der Ärztin in diagnostischen Zwecken zu senden. Die EKG- Dokumentation
durch Wearables sollte unbedingt von ärztlicher Seite beurteilt werden, um die richtige
Diagnose stellen zu können.
FRAGE 2: Warum muss
Vorhofflimmern behandelt werden und wie behandelt man das?
Patienten mit
Vorhofflimmern haben ein erhöhtes Schlaganfallrisiko. Um die Patienten vor
einem Schlaganfall zu schützen, muss häufig konsequente Medikation zur Blutgerinnungshemmung
eingenommen werden. Die vorbeugende Therapie wird allerdings nicht per se bei
Vorhofflimmern verordnet, sondern aufgrund des individuellen
Schlaganfallrisikos der betroffenen Person.
Dieses wird mit Hilfe
einer Zählskala, dem sogenannten CHA2DS2-VASc-Score bestimmt. Risikorelevante
Punkte sind zum Beispiel Herzschwäche, Bluthochdruck, Diabetes. Alter über 65
frühere thromboembolische Ereignisse. Je mehr Punkte ein Patient bekommt um so
höher, ist das Schlaganfallrisiko und desto dringlicher ist die Einnahme
gerinnungshemmender Medikamente.
Ist die Diagnose
Vorhofflimmern gesichert, besprechen Kardiologen und Patienten die
Therapiemöglichkeiten. Anwendung findet hierbei die Leitlinie der Europäischen
Gesellschaft für Kardiologie aus dem Jahr 2020. Hierbei werden folgende Punkte
berücksichtigt:
(A) Die Schlaganfallvorbeugung durch Gerinnungshemmung. (B)
Therapieverfahren gegen die Symptome in Form von Rhythmus-erhaltenden Therapie
zur Wiederherstellung eines natürlichen Herzrhythmus (Sinusrhythmus) und/oder
einer Frequenz-erhaltenden Therapie zur Einstellung eines zu schnellen oder zu
langsamen Herzschlages auf einen normalen Herzschlag mit zirka 60 bis 80
Schlägen pro Minute sowie (C) die Therapie der Begleiterkrankungen und
Risikofaktoren, die Vorhofflimmern verursachen oder begünstigen.
FRAGE 3: Wie viele Patienten
behandeln Sie in der Kardiologie am Klinikum Singen mit Vorhofflimmern? Und
welche Voraussetzungen bietet das Klinikum Singen, um hier die Patienten
optimal versorgen zu können?
Vorhofflimmern ist die häufigste anhaltende
Herzrhythmusstörung und die Inzidenz nimmt mit dem Alter zu. Allein im Landkreis
Konstanz muss statistisch mit ca. 10.000 betroffenen Patienten gerechnet
werden. Nicht alle dieser Patienten benötigen eine stationäre Behandlung,
oftmals erfolgt die Behandlung ambulant durch den Hausarzt und/oder den
niedergelassenen Kardiologen. Im Krankenhaus sehen wir die Patienten, die akut
über die Notaufnahme wegen schweren Symptomen vorgestellt werden und solche,
die geplant zu einer Behandlung kommen. Für letztere bieten wir eine spezielle
Herzrhythmussprechstunde an, in der die Behandlung in einem Vorgespräch
individuell geplant und terminiert wird. Hier können Patienten mit einer
Einweisung des Hausarztes oder Überweisung des Kardiologen angemeldet werden.
Als Behandlungsmöglichkeit besteht grundsätzlich eine
medikamentöse Einstellung zur reinen Frequenzkontrolle, in der Regel zur
Vermeidung eines sehr schnellen Herzschlages. Ist der Puls zu langsam, muss
gelegentlich ein Herzschrittmacher implantiert werden. In vielen Fällen ist
aber der Erhalt des normalen Rhythmus das Therapieziel, hierzu gibt es die
elektrische Kardioversion, medikamentöse Therapieoptionen und/oder die
Katheterablation. Bei dieser werden die bereits erwähnten Störimpulse aus den
Lungenvenen mit einem Katheter, der durch die Leiste zum Herz vorgebracht wird,
verödet.
Aufgrund des hohen Grades einer Spezialisierung ist die
Behandlung von Patienten mit Herzrhythmusstörungen ein Spezialgebiet innerhalb
der Kardiologie geworden. Hierzu bietet das Klinikum Singen seit einigen Jahren
die personelle und technische Ausstattung zur sicheren und effektiven
Behandlung der Patienten. Technisches „Herzstück“ der Behandlung ist das Herzkatheterlabor
mit dreidimensionalem Mappingsystem, mit dessen Hilfe Katheter nahezu ohne
Röntgenstrahlen im Herzen punktgenau navigiert werden können. Weit über 1000
Patienten wurden bereits auf diesem Wege behandelt.
Quelle: Stabsstelle
Marketing/Unternehmenskommunikation
PD Dr. med. Marc Kollum
Chefarzt I. Medizinische Klinik am HBK Singen (Kardiologie und internistische Intensivmedizin)
Ärztl. Leiter Kardiologie GLKN
(Bild: Stertzik)
PD Dr. med. Stefan Asbach
Ltd. Arzt Elektrophysiologie am Klinikum
Singen, Facharzt
für Innere Medizin und Kardiologie, Zusatzqualifikationen der Deutschen
Ges. für Kardiologie: Spezielle Rhythmologie, Interventionelle
Kardiologie, Herzinsuffizienztherapie
(Bild: GLKN)