Koloproktologie ist die Lehre von den Erkrankungen des Dickdarmes vom Beginn an der Einmündungsstelle des Dünndarmes bis hin zum Darmausgang einschließlich der Haut um den After und der umgebenden Gebilde des Beckens, der Muskulatur, Nerven und Blutgefäße (Abb. 1: Der Dickdarm in seinem Ausmaß vom Dünndarm bis zum Afterm der Querdarm ist hochgeklappt). In unserem Zentrum behandeln wir alle diesbezüglichen Krankheitsbilder mit Schwerpunkt der bösartigen Tumoren und der minimal invasiven Verfahren am Mastdarm.
In unserem Zentrum, das integrierter Bestandteil der Klinik für Viszeralchirurgie und des Darmzentrums Bodensee ist, behandeln wir Dick- und Enddarmerkrankungen inklusive der Erkrankungen des Beckenbodens bei Männern und Frauen. Das Behandlungsspektrum umfasst insbesondere die spezialisierte Behandlung von gut- und bösartigen Tumoren des Kolorektums und die "klassischen" Erkrankungen wie Hämorrhoiden, einfache und komplexe Fisteln mit Beteiligung des Schließmuskelapparates, Fissuren, Abszesse, Entzündungen und insbesondere die analen Kontinenzstörungen.
Der Mastdarm ist der letzte Abschnitt des Dickdarmes und sehr häufig
von gutartigen (benignen) aber auch bösartigen (malignen) Tumoren
befallen.
Lokale Behandlung von Tumoren: In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für
Innere Medizin wird die flexible Entfernung durch das Koloskop
vorgenommen oder, je nach Stadium, die Entfernung durch den After. Das
hat den Vorteil, dass dem Patienten eine große Bauchschnittoperation
erspart bleibt.
Radikale Therapie bei größeren Tumoren: Bei größeren Tumoren wird
heute die Vortherapie (Strahlen- und Chemotherapie empfohlen) und dann
die radikale Operation. Hierzu stehen alle modernen Techniken
(Schließmuskelerhalt, Reservoirbildung, Nervenschonung und
minimal-invasive Operationen) zur Verfügung). Die Chirurgie des Darmes
mit Schlüssellochtechnik gehört mit zu unseren Behandlungskonzepten. Der
Vorteil für die Patienten geht weit über den kosmetischen Aspekt
hinaus. Kürzere Verweilzeit in der Klinik, weniger Schmerzen, zügiges
Aufstehen kennzeichnen dieses moderne Verfahren.
Die Störung des Afterschließmuskels und alle damit verbundenen Unannehmlichkeiten sind immer noch ein tabuisiertes Thema und die Betroffenen mit diesem Problem meist allein. Für diese Probleme gibt es aber Therapiemöglichkeiten. Sie reichen von Trainingsmethoden des Beckenbodens und Elektrostimulation via Aftersonde bis hin zu operativen Verfahren wie der Implantation eines künstlichen Afterschließmuskels. Ein sehr wirksames und wenig invasives Verfahren stellt die Stimulation der Schließmuskelnerven durch einen sogenannten Nervenstimulator (Schrittmacher) dar. Alle Verfahren sind in unserer Klinik möglich. Eine entsprechende Diagnostik geht aber voraus.
Das Fistelleiden der Afterumgebung ist für die Betroffenen sehr belastend. Die gängigen Operations- und Behandlungsverfahren sind die Fistelausschneidung, der Verschluss durch Lappenbildung der Darmwand im Enddarm, die Drainage durch Seton (Faden) und in einzelnen Fällen die Verwendung von Fistelverschlusssystemen (Plugs). Trotz aller Techniken ist eine Heilung nicht immer möglich.
Die Therapie großer Tumore und von Metastasen (Fernabsiedlungen) erfordert für jeden Patienten ein individuelles Konzept, das sich an Leitlinien anlehnt und interdisziplinär durchgeführt wird. Dabei kooperieren wir mit allen betroffenen Fachabteilungen der Klinik, sodass jeder Patient eine optimale Betreuung erfährt.