Im Februar 2015 hat der Gesundheitsverbund des Landkreises Konstanz am Klinikum Radolfzell das „Zentrum für Altersmedizin“ (Klinik für Geriatrie), unter der Leitung von Dr. med. Achim Gowin, in Betrieb genommen. Hier entstand eine Fachklinik für ältere, alte und hochbetagte Bürger und Bürgerinnen des Landkreises Konstanz. Der Umzug nach Konstanz erfolgte im Juni 2023.
Altersmedizin (Geriatrie) ist die Fachdisziplin in der modernen Medizin, die sich um die medizinischen Belange des älteren Menschen kümmert. Die Akutgeriatrie, wie sie in Radolfzell vorgehalten wird, stellt im Unterschied zur geriatrischen Rehabilitation ein stationäres Angebot in Akutkrankenhäusern dar, welches sich sowohl an den akut als auch den chronisch erkrankten Alterspatienten richtet. Vom ersten Tag des stationären Aufenthaltes an laufen dabei Akutmedizin und Frührehabilitation parallel. Somit entfällt die in der Altersmedizin häufig kaum zu ziehende (künstliche) Grenze zwischen Medizin und Reha. Insbesondere der krisenhaft kranke ältere Patient profitiert vom raschen Einsatz mobilisierender Maßnahmen fachkompetenter Therapeuten, wie Krankengymnasten, Ergo-, Sprachtherapeuten und anderer Fachdisziplinen. Geriatrie ist Teamarbeit und setzt eine hohe interdisziplinäre Kultur voraus.
Eine geriatrische Klinik muss von daher folgende, speziell in der Altersmedizin weitergebildete MitarbeiterInnen garantieren:
Das besondere Merkmal des Alterspatienten ist die Multimorbidität. Das bedeutet, dass die meisten Patienten, die im fortgeschrittenen Lebensalter in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, an mehreren Erkrankungen gleichzeitig leiden. Das führt dazu, dass ältere Menschen durch die verschiedenen Krankheitsprozesse häufig in der Summe schwer erkrankt sind und das medizinische Personal in der Geriatrie behutsam eine Sichtung und Priorisierung der Erkrankungen vornehmen muss. Im Team werden dann Behandlungsprozesse festgelegt, die in enger Absprache mit Patient, Angehörigen und Betreuern entwickelt werden. Dabei ist mitunter auch therapeutische Zurückhaltung gefragt, um geschwächte Patienten nicht durch zu offensive Diagnostik und Therapie zu gefährden.
Die sogenannte „geriatrische Frührehabilitation“ oder auch „geriatrische Komplexbehandlung“ hat dabei den Anspruch, auch den erheblich medizinisch eingeschränkten Patienten wieder zu mobilisieren und möglichst in sein vertrautes häusliches Umfeld entlassen zu können. Über einen definierten Zeitraum und eine definierte Anzahl von Therapieanwendungen durch diverse Therapeutengruppen ist somit ein ähnlich langer Behandlungszeitraum gegeben, wie in der klassischen Reha. Darüberhinaus profitieren die Patienten von den Angeboten und Möglichkeiten des Akut-Krankenhauses, so dass jederzeit sämtliche medizinischen Kriseninterventionen und Konsultationen weiterer Facharztgruppen möglich sind.