Kinderschutz als oberstes Ziel

29. Okt 2020

Am Klinikum Singen wurde eine Kinderschutzgruppe installiert/ Erfolgreiche Kooperation mit Jugendamt des Landkreises Konstanz

Gemeinsam für mehr Kinderschutz (v.l.n.r.) Oberärztin Ricarda Schreiber, Kinderklinik-Chefarzt Prof. Andreas Trotter, Sozialreferatsleiterin Simone Scholz und Jugendamtsleiter Thomas Geiger. Bild: Jagode
Gemeinsam für mehr Kinderschutz (v.l.n.r.) Oberärztin Ricarda Schreiber, Kinderklinik-Chefarzt Prof. Andreas Trotter, Sozialreferatsleiterin Simone Scholz und Jugendamtsleiter Thomas Geiger. Bild: Jagode

(Singen). Kinderschutz ist sowohl für die Jugendhilfe als auch für das Gesundheitswesen eine wichtige Aufgabe. Daher haben sich die Kinderklinik des Klinikums Singen sowie das Amt für Kinder, Jugend und Familie zusammen getan und eine Kinderschutzgruppe gegründet, die sich speziell mit Fragen rund um den Kinderschutz beschäftigt und betroffene Kinder und Familien unterstützt. Ziel ist, die Kindeswohlgefährdung früh zu erkennen und die notwendigen Schutzmaßnahmen einzuleiten.

Mit der Kinderschutzgruppe am Klinikum Singen wird „Neuland“ betreten, betonte GLKN Geschäftsführer Bernd Sieber bei einer Video-Pressekonferenz zur Vorstellung der neuen Kooperation zwischen Landratsamt und GLKN. Diese sei in der Bodenseeregion bislang einzigartig, freute sich Landrat Zeno Danner. Die nächste vergleichbare Einrichtung dieser Art gebe es erst wieder an der Uniklinik Freiburg.

Die Idee zur Kinderschutzgruppe hatte Oberärztin Ricarda Schreiber von der Singener Kinderklinik, die sich schon sehr lange mit diesem Thema beschäftigt und Kinderschutzmedizinerin ist. Sie leitet auch das Kinderschutzteam am Klinikum Singen, zu dem neben Ärzten/innen auch Kinderkrankenpfleger/innen, der soziale Dienst und der psychologische Dienst gehören. Sie alle wurden und werden speziell geschult, um Spuren von Missbrauch und Gewalt an den kleinen und jungen Patienten zu erkennen und richtig zu deuten. Gibt es eine Auffälligkeit, wird diese im interprofessionellen Team erörtert, der Fall an das Jugendamt gemeldet und eine fachliche Einschätzung zur Gefährdung gegeben.

Es geht um das qualifizierte Erkennen und Handeln im medizinischen Bereich, führte Prof. Andreas Trotter, Chefarzt der Singener Kinderklinik aus. Die Kinderklinik habe schon immer Mißbrauchs- und Gewaltanzeichen bei Kindern in der Kinderklinik „bearbeitet“, aber nicht so strukturiert wie es nun der Fall sei. Er zeigte sich froh, dass die Kinderklinik mit ihrem Vorschlag beim Jugendamt offene Türen eingerannt hatte. Gemeinsam wurde das Projekt entwickelt. Trotter rechnet aktuell mit 30 Fällen im Jahr, das werde aber sicher mehr werden, wenn alle entsprechend geschult sind und das Angebot auch zunehmend z.B. bei der niedergelassenen Ärzteschaft bekannt wird. Neben dem stationären Kinderschutz-Team ist es auch Ziel, eine Kinderschutzambulanz als niederschwelliges Angebot einzurichten.

Oberärztin Schreiber machte mit praktischen Beispielen die Arbeit der Kinderschutzgruppe anschaulich. Sie freute sich mit Jugendamtsleiter Thomas Geiger und Simone Scholz, Leiterin des Referats Soziale Dienste und Psychologische Dienste, gute Ansprechpartner im Landratsamt zu haben, die das Projekt voll unterstützen. Geiger und Scholz zeigten auf, was die Inhalte und der Umfang des Leistungsangebotes sind, welches das Landratsamt mit 35.000 Euro pro Jahr unterstützt. So geht es nicht nur um das Erkennen von Risikokonstellationen und auffälliger Befunde, sondern auch um die Dokumentation und die Gefährdungseinschätzung. Das Kinderschutzteam wirkt bei der Erstellung eines Schutzkonzeptes durch das Jugendamt mit, vernetztes Arbeiten mit verschiedenen Institutionen, die sich um das Wohl von Kindern kümmern, und zielgruppenorientierte Fortbildungen gemeinsam mit dem Amt für Kinder, Jugend und Familie sind geplant.

Wichtig ist zu erwähnen, dass die Einschaltung des Kinderschutzteams bzw. des Jugendamtes nicht automatisch heißt, dass ein Kind aus der Familie genommen werden muss. Das ist nur der letzte Schritt, wenn umfangreiche Unterstützungsangebote im Landkreis an die Eltern und Familien nicht helfen bzw. wenn eine akute Kindeswohlgefährdung vorliegt.

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