05. Mai 2023
Große Interesse am 6. Palliativtag im Milchwerk Radolfzell
(Konstanz). Auf großes Interesse stieß der diesjährige Palliativtag des Palliative Care Teams des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz (GLKN). Im Milchwerk Radolfzell hatten sich rund 120 Interessierte – Mitarbeitende von Kliniken, Pflegeheimen, Sozialstationen, Hospizen und aus dem ambulanten Bereich der Palliativversorgung – zusammen gefunden, um sich auszutauschen und wertvolle Informationen und Impulse für ihre praktische Arbeit zu bekommen. Dazu dienten zahlreiche Vorträge und eine kleine Begleitmesse. Der 6. Palliativtag stand unter dem Leitbegriff „Wasser“; organisiert wurde er vom multiprofessionellen Palliativteam Konstanz, allen voran von deren engagierten Ärztlichen Leiterin Dr. med. Ursula Kalhammer. Sie moderierte die Veranstaltung und führte durch den erkenntnisreichen Nachmittag.
Der Palliativtag zeigte vor allem eines: Die palliative Versorgung von Patienten ist vielschichtig, multidimensional und immer multiprofessionell. Darauf hob auch GLKN-Geschäftsführer Bernd Sieber in seiner Begrüßung ab. Er dankte zudem Dr. Kalhammer und ihrem Team für das Organisieren der Veranstaltung, aber auch für das tagtägliche Wirken in den Kliniken. „Es ist wichtig, diese Leistungsangebot im GLKN zu haben“, betonte Sieber.
Die sieben Vorträge der Nachmittagsveranstaltung beschäftigten sich mit ganz unterschiedlichen Aspekten in der palliativen Versorgung. Das Leitmotiv „Wasser“ wurde dabei vielseitig aufgegriffen – da ging es beispielsweise um den freiwilligen Verzicht von Nahrung und Flüssigkeit am Lebensende, wie Claudia Flaisch, MSc Palliative Care, von der Brückenpflege anschaulich aufzeigte. Wie ist die Rechtsgrundlage, was gilt es zu beachten, zu ermitteln, zu planen?
Zwei weitere Vorträge beschäftigten sich mit dem Umgang mit Wasser an den Stellen im Körper wo es nicht hingehört. Da kann die Lymphdrainage helfen, wie Physiotherapeutin Andrea Geist eindrucksvoll und praxisnah aufzeigte; bei einem Übermaß vom Wasser in den Körperhöhlen, beispielsweise bei einer Wasseransammlung in der Bauchhöhle bei Krebspatienten, können aber auch invasiv-therapeutischen Interventionen helfen, erläuterte kenntnisreich der Internist und Palliativmediziner, Oberarzt Florian Arnegger. Sein Appell: Den Patienten ehrlich aufklären, auch über die Nebenwirkungen und Folgen der Therapiemöglichkeiten. Die Therapie müsse zum Patienten passen, forderte er.
Auch das Seelenheil und die Gefühlswelt des Patienten und seiner Angehörigen spielen in der Palliativen Versorgung eine große Rolle. Um die Tränen und die Trauerbewältigung sowohl bei den Angehörigen als auch beim Team, das sich gekümmert hatte, berichteten einfühlend die Theologin Sandra Hart vom Hospiz Horizont und Dorothea Fröhlich, Pflegefachkraft Palliative Care. Die Trauer beim Patienten und den Angehörigen beginnt bereits mit der Diagnose, Palliativ bedeutet also Abschied auf Raten. Schwer wiegt der Verlust der eigenen Selbstständigkeit, emotionaler Beistand sei in dieser Phase besonders wichtig, machte Sandra Hart deutlich. Wasser kann auch als Kraftquelle dienen, zeigte abschließend Ute Friederici, Kinderkrankenschwester, Schreibtherapeutin und frühere Mitarbeiterin der Brückenpflege in ihrer „Einladung zu einer Imagination“ auf.
Die Themenvielfalt der Vorträge spiegelte deutlich den multiprofessionellen Grundgedanken im Palliative Care wieder und machte klar: „In der Palliativversorgung sind alle gleich wichtig“. Dr. Kalhammer schloss den Nachmittag mit dem Versprechen, den Palliativtag zukünftig im anderthalbjährigen Rhythmus stattfinden zu lassen. Sie freute sich über das rege Interesse an den Vortragsthemen, was die zahlreichen Nachfragen und Diskussionsbeiträge belegten. Der 6. Palliativtag war eine schöne Bestätigung für die Organisatoren und Referenten für ihre Arbeit und zeigte, wie goldrichtig die Veranstalter mit ihrem Programm lagen, aber auch welch große Bedeutung dem Thema Palliativversorgung mittlerweile zukommt.