28. Apr 2020
Verschleppte Herzinfarkte wegen Angst vor Corona-Ansteckung
(Singen). „Mit Herzschmerzen ist nicht zu scherzen“, macht PD Dr. Marc Kollum, Chefarzt der Singener Kardiologie, klar. Er erlebt derzeit täglich in der Klinik, dass Leute zu spät bei Herzinfarkt kommen. Noch nie habe es im Klinikum so viele verschleppte Herzinfarkte gegeben wie derzeit .Kollum warnt: „Bei einem Herzinfarkt zählt jede Minute“ und macht klar „Wer aus Angst vor einer Corona-Infektion zögert, den Notarzt zu rufen, riskiert sein Leben."
Aus Angst vor Corona sitzen derzeit viele ihr Symptome aus und scheuen den Weg zum Arzt oder in die Notaufnahmen. Das kann tödlich enden. Doch keiner muss in der Klinik Angst haben, sich mit Corona anzustecken. Denn in der Klinik gelten strenge Sicherheitsvorkehrungen und Hygienemaßnahmen, Patienten mit Verdacht auf Covid19 werden streng von nicht infizierten Patienten getrennt.
Folgende Symptome sollte jeder ernst nehmen: Druck oder Schmerz auf der linken Seite, der in den linken Arm ausstrahlen kann, manchmal auch in den rechten Arm, Rücken oder Unterkiefer. Hält der Schmerz länger als mehrere Minuten an, könnte es sich um einen Herzinfarkt handeln. Dann gilt es keine Zeit zu verlieren und umgehend den Notarzt zu rufen.
Kollum macht eindringlich klar: „Es ist tödlicher Leichtsinn, wenn Betroffene erst einmal abwarten, ob die Beschwerden verklingen.“ Die Beschwerden legen sich tatsächlich nach sechs bis zwölf Stunden. Dann ist nämlich das Herzmuskelgewebe abgestorben", macht er deutlich. Er sehe derzeit so viele verschleppte Krankheitsverläufe wie selten zuvor. Dazu zählen Komplikationen wie Rhythmusstörungen oder Heilungsstörungen vom Herzen, die man hätte verhindern können, wenn man frühzeitig die Gefäße wiedereröffnet hätte. Wer einen Infarkt verschleppt, riskiert eine Herzinsuffizienz oder den Tod.