Mitte der 1960er Jahre verfasste Prof. Dr. Friedrich Schmieder im Auftrag der Landesregierung Baden-Württemberg ein Gutachten über die Notwendigkeit neurologischer Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen. Als Ergebnis dieses Gutachtens wurde der Verein "Jugendwerk Gailingen e.V." gegründet, der sich den Aufgaben und Zielen neurologischer Rehabilitation im Kindes- und Jugendalter widmete. Mitglieder des Vereins waren und sind Personen des öffentlichen Lebens aus Bund, Ländern und öffentlich-rechtlichen Institutionen, die beruflich mit der Aufgabenstellung des Jugendwerks e.V. eng verbunden sind. Die Finanzierung wurde im Sinne eines Modellvorhabens von Bund, Ländern, Rentenversicherungen, Berufsgenossenschaften und Wohlfahrtsverbänden übernommen. Nach Grundsteinlegung im Jahre 1970 wurde die Einrichtung fertiggestellt und der erste Patient aufgenommen. Die Vorstellung neurologischer Rehabilitation zu Beginn der 1970er Jahre beinhalten eine überwiegend pädagogisch-berufliche Förderung der hirnverletzten Jugendlichen. Dementsprechend waren räumliche Ausstattung und Stellenplan. Da aber die eingewiesenen Patienten erheblich ausgeprägtere körperliche, kognitive und emotionale Defizite hatten als vorgesehen, mussten die therapeutischen Angebote diesen veränderten Anforderungen angepasst und neue Konzepte neurologischer Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen entwickelt werden, die gleichzeitig mit zahlreichen kleineren und größeren Baumaßnahmen einhergingen.
Die als Internatshäuser geplanten Gebäude wurden durch angebaute Rampen und Fahrstühle rollstuhlgerecht gestaltet, die notwendigen schulischen Unterrichtsräume und der erhöhte Stellenbedarf der Ärzte ließen ein neues Therapiegebäude auch mit Freizeiträumen für die Patienten entstehen. Der wachsende Bedarf an schulischer Förderung und neuropädagogischem Training führte zu einer Stellenplanerhöhung innerhalb der Schule. Mit dem größeren Angebot an Lehrkräften und Räumen erfolgte auch eine Umstrukturierung der Schule. Zu Beginn der 1980er Jahre wurde ein Schulrektor eingestellt und sowohl Deputatsstunden als auch Ferienregelung der Lehrer an die übliche Regelung des Landes Baden-Württemberg angepasst bei Aufrechterhaltung des ganzjährigen Schulunterrichts. Damit verbunden war die Berechtigung zur Vorbereitung/Abnahme der externen Hauptschulabschlussprüfung der Rehabilitanden. Der nicht vorhersehbare Ansturm von Kindern zur neurologischen Reha führte zur Planung und Errichtung eines an den kindlichen Bedürfnissen orientierten Kinderhauses, welches 1984 feierlich eingeweiht wurde. Ab Mitte der 1980er Jahre hatte sich das Jugendwerk sowohl räumlich als auch konzeptionell gefestigt. Im Vergleich zu Beginn der 1970er Jahre waren die Stellenpläne in allen Bereichen erweitert und den Bedürfnissen an eine inhaltlich fundierte neurologische Rehabilitation angepasst.
Das Jugendwerk wurde von Beginn an Mitglied der im Jahre 1980 vom Staatssekretär Jung ins Leben gerufenen Arbeitsgemeinschaft "Medizinisch-Berufliche Rehabilitation Phase II". Vom Bundesministerium für Arbeit wurde an das Jugendwerk ein Forschungsauftrag zur Prognose und Rehabilitation des hirnverletzten Kindes und Jugendlichen in Auftrag gegeben. Die Beschäftigung mit der neurologischen Rehabilitation schwer und frisch Hirnverletzter gab den Anstoß zur Schaffung der Abteilungen Frührehabilitation und Frühmobilisation zu Beginn der 1990er Jahre. Von da an umfasste das rehabilitative Angebot des HJW die gesamte Rehabilitationskette.
Die mehr und mehr eingeschränkten finanziellen Ressourcen des Gesundheitswesens führten zu Strukturreformen, die erhebliche Änderungen der Reha-Prozesse bewirkten. Ambulante und teilstationäre Therapieangebote verkürzten die stationären Behandlungszeiten. Seit 1990 werden deshalb mittels hausinternem Case-Management Therapieplanung und Therapien effektiver gestaltet und somit dem gestiegenen Anspruch von Leistungsträgern und Patienten an die Qualität der Einrichtung genüge geleistet. Weitere bauliche Maßnahmen verbesserten die strukturellen Bedingungen für die Rehabilitation. Mit den Gesundheits-Reformen wurde aber auch deutlich, dass das Jugendwerk als eigenständige Einrichtung größeren Problemen entgegen ging. Als Lösung wurde 1998 die Zusammenführung des Hegau-Klinikums in Singen und des Jugendwerks in die Hegau-Jugendwerk GmbH eingeleitet und 1999 vollendet.
Nach Abschluss der baulichen Veränderungen, die eine Erweiterung des Angebotes der Frührehabilitation und -mobilisation, und der Schaffung von Rooming-in-Angeboten verfügt das Hegau-Jugendwerk über ein umfassendes und breit gefächertes Angebot neurologischer Rehabilitation für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene.
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