"Vorausdenken" statt „Katastrophenbehandlung“

08. Mär 2016

Diabetischer Fuß: Expertentreffen in Radolfzell/ Ehrung für Prof. Ernst Chantelau

Ralf Lobmann von der DGG (li) und Tagungsausrichter Chefarzt Dr. Wolf-Rüdiger Klare vom Diabeteszentrum Radolfzell (re) gratulieren Prof. Ernst Chantelau zur Ehrung. Bild: aj
Ralf Lobmann von der DGG (li) und Tagungsausrichter Chefarzt Dr. Wolf-Rüdiger Klare vom Diabeteszentrum Radolfzell (re) gratulieren Prof. Ernst Chantelau zur Ehrung. Bild: aj

(Radolfzell). Die 24. Jahrestagung der AG Diabetischer Fuß der DDG (Deutsche Diabetes Gesellschaft) fand am Freitag/Samstag, 04./5. März, auf Einladung des Diabeteszentrums Hegau-Bodensee im Tagungszentrum Milchwerk in Radolfzell statt. Verantwortlich für die Planung zeichnete sich Dr. med. Wolf-Rüdiger Klare, Chefarzt des Diabeteszentrum am Hegau-Bodensee-Klinikum Radolfzell.

Er freute sich, dass über 160 Diabetologen, Podologen und Orthopädieschuhmacher aus dem gesamten Bundesgebiet erstmalig nach Radolfzell gekommen waren, um sich in Workshops, bei Vorträgen, in Arbeitsgruppen oder im Plenum mit aktuellen Themen und Standards rund um den diabetischen Fuß auseinander zu setzen.

Ein Höhepunkt am Freitagnachmittag war der Vortrag von Prof. Ernst Chantelau über "Die Bedeutung der Schmerzunempfindlichkeit für Entstehung, Verlauf und Behandlung des Diabetischen Fußsyndroms". Der „Vorkämpfer für den diabetischen Fuß in Deutschland“ appellierte in seinem engagierten und lebhaften Vortrag über die „Neuropathie bei Diabetikern“ für ein „Vorausdenken“ statt „Katastrophenbehandlung“. Die mechanischen Ursachen wie falsches Schuhwerk, (Fehl)Belastung, Stürze mit Bruchfolgen, Druckgeschwüre und Schwielen uvm. dürften für den diabetischen Fuß nicht außer Acht gelassen werden; oft sei einem Diabetikerfuß mehr geholfen, wenn er geschont und nicht belastet werde, als durch Bewegung belastet zu werden, so der renommierte Diabetologe.
Das Schmerzempfinden an den Füßen von Diabetikern müsse mit der richtigen Methode getestet und quantifiziert werden, so Chantelau, der dafür Standards forderte. Man dürfe die Behandlung nicht vom Jammern und den Schmerzen des Patienten abhängig machen, denn der Patient spüre die Schmerzen ja gar nicht. Ein früher Behandlungstermin helfe Amputationen zu vermeiden, ist sich Chantelau sicher, der Anfang der 80er Jahre die erste Fußambulanz für Diabetiker in Deutschland einrichtete. Risikopatienten gelte es frühzeitig heraus zu filtern und Vorsorge zu treffen. In Sachen Bewegung sei beim diabetischen Fuß weniger oft mehr. Chantelau führte seinen für Diabetikerfüße entwickelten, mit Sensor ausgestatteten Bequemschuh vor, der dem Risikopatienten zeigt, wann es Zeit wird, eine Pause zu machen und dem Fuß Ruhe zu gönnen.

Viel Zustimmung und langanhaltenden Applaus war dem Vorreiter und trotz Ruhestand immer noch leidenschaftlichen Kämpfer sicher, der im Anschluss für sein Lebenswerk mit der Ehrenmitgliedschaft der AG Fuß in der DDG geehrt. Eine überfällige Ehrung wie deren Vorsitzender Ralf Lobmann kommentierte.

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Karten, Videos oder Analysewerkzeuge, welche alle dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Weitere Informationen zu den von uns verwendeten Diensten und zum Widerruf finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Ihre Einwilligung dazu ist freiwillig, für die Nutzung der Webseite nicht notwendig und kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden.