Am Gerät die Kraft stärken

19. Apr 2011

Neues Angebot für Patienten mit spastischen Störungen im Hegau-Jugendwerk/ Wissenschaftliche Begleitstudie ab Ende April

(Gailingen). Mit einer kleinen Feier wurde am Freitag, 15. April 2011, der neue Trainingsraum für die „Medizinische Trainingstherapie“ (MTT) im Hegau-Jugendwerk eingeweiht. Dazu wurde der große alte Krankengymnastikraum im Untergeschoss des Berufstherapiegebäudes mit fünf neuen hochwertigen Trainingsgeräten für Krafttraining ausgestattet. Zur Verfügung stehen nun eine Beinpresse, ein „pull-down“-Gerät für den Arme- und Schulterbereich, ein Crosstrainer, ein Gerät mit Seilzug und ein Gerät, das den Rückenstrecker trainiert.

Die Initiative für das neue Gerätetraining im Hegau-Jugendwerk kam von der Physiotherapieabteilung, wie deren Leiter Stefan Daub, bei der Vorstellung des neuen Angebotes erklärte. Man wolle damit neurologischen Patienten ein angepasstes Krafttraining in Form eines Zirkeltrainings anbieten. Denn die Patienten hätten einen Kraftmangel, dem man nun mit einem angepassten, aber intensiven selektiven Muskeltraining, entweder in Kleingruppen oder in Einzeltherapie, entgegen treten wolle.

Was in der Vergangenheit fast schon verpönt war, wird nun auch in der Rehabilitation neurologischer Patienten immer interessanter. Hier habe ein Paradigmenwechsel stattgefunden, erklärt Stefan Daub. Klassische Behandlungskonzepte werden immer mehr hinterfragt und neue Lösungsansätze werden gesucht und gefunden. In der neueren wissenschaftlichen Literatur werde zunehmend auf die Notwendigkeit hingewiesen, bei Patienten mit spastischen Bewegungsstörungen vermehrt ein spezifisches Krafttraining insbesondere der unteren Extremitäten durchzuführen, um damit die Gehfähigkeit zu verbessern.

Die Abteilungen des Hegau-Jugendwerk, die sich mit der Bewegungsfähigkeit beschäftigen, schenken diesen Aspekten seit Jahren große Aufmerksamkeit. Nun wollen die verantwortlichen Mitarbeiter nach entsprechender Inhouse-Geräteschulung genauer prüfen, in wie weit sich das Therapiespektrum durch das Krafttraining an Geräten erweitern und komplettieren lässt. Deshalb soll an den neuen Geräten eine wissenschaftliche Studie durchgeführt werden, die der Physiotherapeut Norbert Schreiber gemeinsam mit der Sportwissenschaftlerin Stefanie Perschke aus München betreut. Perschke wird ihre Diplomarbeit zum Thema „Krafttraining im Zirkel an Geräten in der neurologischen Rehabilitation“ erstellen.

Das neue Angebot eignet sich zwar nicht für alle, aber für sehr viele Patienten, erklärt Physiotherapeut Norbert Schreiber im Gespräch. Es soll vor allem Patienten mit spastischen Bewegungsstörungen einen gezielten Kraftzuwachs bringen. Um zu überprüfen, in welchem Ausmaß sich diese Annahme bestätigt, führt das Hegau-Jugendwerk eine vergleichende wissenschaftliche Studie durch. Im Zeitraum vom 27. April bis 7. Juni werden zwei Patientengruppen parallel intensive Trainingseinheiten durchlaufen. Gruppe 1 wird das Zirkeltraining an den Geräten durchführen, die Patienten der Gruppe 2 werden die langjährig erprobte Trainingstherapie in der Sporthalle erhalten. Die einzelnen Trainingseinheiten betragen jeweils 60 Minuten und werden drei Mal wöchentlich durchgeführt. Das Ergebnis der Motorikstudie soll zeigen, in welchem Umfang das selektive Krafttraining am Gerät den Patienten Vorteile bringt. Die Kosten für die Geräte, die man zu guten Konditionen kaufen konnte, teilen sich das Hegau-Jugendwerk und der Förderverein des Hegau-Jugendwerks.
(2800 Zeichen)

Diese Webseite nutzt externe Komponenten, wie z.B. Karten, Videos oder Analysewerkzeuge, welche alle dazu genutzt werden können, Daten über Ihr Verhalten zu sammeln. Weitere Informationen zu den von uns verwendeten Diensten und zum Widerruf finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.
Ihre Einwilligung dazu ist freiwillig, für die Nutzung der Webseite nicht notwendig und kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden.