Auf die Psychologie kommt es an

23. Feb 2010

Information anlässlich des Weltnichtrauchertags am 31. Mai über das Raucherent-wöhnprogramm der Hochrhein-Eggberg-Klinik in Bad Säckingen

(Bad Säckingen).  Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag. Da wird weltweit auf die Folgen des Tabakkosums hingewiesen. Doch nützt das was? Denn die Schädlichkeit des Rauchens ist vielen Rauchern bekannt. Nicht wenige würden deshalb gerne damit aufhören – die Frage ist nur „wie?“ Schon Mark Twain erklärte „Mit dem Rauchen aufzuhören ist die einfachste Sache der Welt, ich habe es schon 100mal ausprobiert“.

Beim Rauchen geht es nicht um den kurzfristigen Ausstieg, sondern um die Änderung einer oft jahrzehntelangen Gewohnheit, die im Suchtgedächtnis ihre Spuren hinterlassen hat. Es geht um eine Neuorientierung und Entkopplung liebgewordener Rituale. So kann es sehr hilfreich sein, den morgendlichen Ablauf umzustrukturieren oder ganz banal den Kaffee aus einer anderen Tasse zu trinken. Auch ist der Aufenthalt in einer Reha-Klinik gut geeignet, um unter veränderten Alltagsbedingungen und – abläufen eine dauerhafte Verhaltensänderung zu erlernen.

In der Bad Säckinger Hochrhein-Eggberg-Klinik (HEK) werden viele Patienten mit Gefäßerkrankungen behandelt. Der Zusammenhang zwischen Tabakkonsum und der Erkrankung der Gefäße ist wissenschaftlich erwiesen. Ein Rauchstopp bewirkt bei der Behandlung mehr als alle zur Verfügung stehenden Medikamente. Deshalb wird in der HEK ein Seminar zur Tabakentwöhnung angeboten. Das besondere an diesem Programm ist die offene Struktur und die Möglichkeit der Teilnahme auch für unentschlossene Raucher, so dass es gut an die Alltagsbedingungen der stationären Rehabilitation angepasst ist.

Das neu entwickelte Tabakentwöhnungsprogramm basiert auf Grundlage des 2007 vom IFT Institut für Therapieforschung weiterentwickelten „Rauchfrei“-Programms und Erfahrungen der wissenschaftlichen Projekte zur Wirksamkeit intensivierter Rauchentwöhnung in Kliniken (WIRK). In sechs abgeschlossenen Einheiten werden Themen behandelt wie Wirkung des Nikotins, Vermeidung von Gewichtszunahme oder Vorbeugung von Rückfällen. Mit Hilfe von motivationsfördernder Gruppenarbeit und konkreten Tipps wie man beispielsweise mit Suchtdruck umgehen kann, wird der Rauchausstieg erleichtert. Neue Forschungsergebnisse finden dabei Berücksichtigung.

Der körperliche Entzug ist beim Rauchstopp oft nicht das Hauptproblem. Er tritt nur bei rund der Hälfte der Raucher auf und dauert in der Regel maximal zwei Wochen. Es ist in erster Linie eine „Kopfsache“ ob der Ausstieg gelingt. Dabei spielt das sogenannte „Craving“, die Gier nach der Zigarette, eine große Rolle. Dass dann keine vernünftigen Argumente mehr interessieren, hat jeder Raucher schon erlebt. Deshalb gehen wohlmeinende Argumente hier ins Leere. Der Bereich des Gehirns, in dem solche Faktoren normalerweise berücksichtigt werden, wird „überrollt“ vom Verlangen.

Zugänglich ist aber das Gehirnareal, in dem Sinneseindrücke verarbeitet werden, so dass ein intensives Geschmackserlebnis oder ein Igelball, der mit den Händen bearbeitet wird, eine wirkungsvolle Hilfestellung geben können, um den schwierigen Moment zu überstehen. Zusätzlich wird in der HEK zur Unterstützung eine Ohrakupunktur angeboten, die mit Hilfe von Dauernadeln den Entzug unterstützen und einen Rückfall verhindern

Für die Therapeuten der HEK ist es ein schöner Anfangserfolg, wenn in einer Gruppe der „Rauchstoppvirus“ grassiert und sich Patienten gegenseitig motivieren, mit dem Rauchen aufzuhören oder sich dabei unterstützen und Hilfestellung geben.
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(Autorin: Anna Schiel, Psychologischer Dienst der Hochrhein-Eggberg-Klinik Bad Säckingen)

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