Klinikum Singen: Kapellenfenster sind Kleinod und Kunstschatz von besonderer Güte

07. Jul 2017

Gut besuchte Vortragsveranstaltung in der Klinikkapelle mit Kunsthistoriker Dr. Andreas Gabelmann

Veranstalter und Referent (v.l.n.r.) Dr. Andreas Gabelmann, Seelsorgerin Waltraud  Reichle, Museumsleiter Christoph Bauer und Pfarrer Peter Stengele, Leiter des  Referats Gesellschaft und Kirche, Fachbereich Kunst, Kultur und Kirche der Erzdiozöse Freiburg. Bild: aj

(Singen). Über welches Kleinod die Singener Klinikkapelle verfügt, das wurde am Mittwochabend, 5. Juli, beim Vortrag "Im Licht der Farben - Leben und Wirken des August Babberger" deutlich. Der Künstler Babberger hat die Kapellen-Fenster im Singener Klinikum geschaffen. Über sein Werk referierte der Kunsthistoriker und ausgewiesene Babberger-Experten Dr. Andreas Gabelmann (Radolfzell). Er hatte über Babberger promoviert und verstand es sehr kenntnisreich und eindrücklich die Arbeit Babbergers in den Kontext zur Kunst der damaligen Zeit zu stellen und dessen Bedeutung zu veranschaulichen.

Der Maler und Grafiker Babberger, geboren in 1885 im Wiesental, gestorben 1936 im Kanton Uri in der Schweiz, zählt zu den Protagonisten des Expressionismus und zu den bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten der Klassischen Moderne im deutschen Südwesten. Durch seinen frühen Tod und der Diffamierung als entarteter Künstler durch den Nationalsozialismus gehört er zu den fast vergessenen Künstlern des frühen 20. Jahrhunderts.

Zu Unrecht wie Gabelmann deutlich zeigte. Babbergers Kapellenfenster für das Singener Krankenhaus beruhten auf seiner Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Architekten Prof. Hermann Billing, einer der renommiertesten Architekten Deutschlands bis heute. Von Billing stammen die Pläne für das Singener Krankenhaus, das im Auftrag der Stadt Singen gebaut worden war - getragen von einem breiten Bürgerwillen. Christoph Bauer, Leiter des Kunstmuseums Singen, wies in seiner Einführung in den Vortragsabend auch auf die Bedeutung von Hermann Billing hin - es war nicht selbstverständlich, dass eine Stadt von einem der namhafttesten Architekten der damaligen Zeit, sich die Pläne für ein Krankenhaus erstellen ließ.

Passend zur Qualität der Architektur wurde mit Babberger einer der führenden Grafiker und Maler seiner Zeit mit der Gestaltung der Fenster beauftragt. Die Bedeutung der Fenster hat auch das Denkmalamt erkannt und diese erst kürzlich unter Schutz gestellt. Denn Werke von Babberger, vor allem Kirchenfenster, gibt es nicht mehr viele. Diesen Schatz zu erkennen und zu bewahren ist Auftrag und Verpflichtung zugleich, welcher das Krankenhaus mit der dringend notwendigen Sanierung der Kirchenfenster im Rahmen der Sanierung und des Umbaus der Klinikkapelle nachkommt.

Babberger hatte einst für die katholische und evangelische Kapelle des Singener Krankenhauses je drei von der Farbgebung und Themenwahl her unterschiedliche Fenster gestaltet. Während die "katholischen" Fenster noch unverändert erhalten sind, wurden die "evangelischen" ausgebaut, als der Raum anderweitig von der Klinik für Urologie benötigt wurden. Die Fenster wurden Mitte der 80er Jahre von der Stadt Singen an das evangelische Senioren- und Pflegeheim "Haus am Hohentwiel" in der Singener Nordstadt verschenkt und sind dort in veränderter Form noch in einem Flurbereich zu bewundern.

Zum Vortrag hatten die ökumenische Klinikseelsorge Singen, die hiesigen Dekanate der Evangelischen und Katholischen Kirche sowie das Kunstmuseum Singen eingeladen. An die 60 interessierte Zuhörer fanden trotz Hitze den Weg in die Singener Klinikkapelle und ließen sich staunend in die Farben- und Formenwelt Babbergers entführen.
(Autor: Andrea Jagode)

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